"INDECT, ein umfangreiches Vorhaben der EU-Sicherheitsforschung, muss zukünftig ohne die Beteiligung der polnischen Polizei aus kommen. So meldete es am Donnerstag die polnische Tageszeitung Gazeta Wyborcza. Die Nachricht suggeriert, dass das verantwortliche Innenministerium die dort entwickelte automatisierte Erkennung und Verfolgung von Straftaten nicht benötigen würde. Das Gegenteil ist jedoch der Fall: Die beteiligten polnischen Hochschulen sind in die "Polnische Plattform für Heimatschutz" eingebettet, die auch INDECT startete. Dort entwickeln sie mit Polizei, Militär und dem Geheimdienst Anwendungen, die sie gleichzeitig mit INDECT beforschen: Erkennen von "verdächtigem Verhalten", Gesichtserkennung, Suchmaschinen für Polizeidatenbanken, Einsatz fliegender Kameras, intelligente Verarbeitung und Übermittlung sowie der Einsatz von Supercomputern."
"Videobilder, Drohnenaufnahmen, Datenbanken: Im Auftrag der Europäischen Union forschen Universitäten und Firmen seit Jahren mit Hilfe der Polizei an einer Überwachungsplattform. Warum das Indect-Projekt so umstritten ist, lesen Sie in unserer Übersicht"
"Das wohl bekannteste und gleichermaßen umstrittenste Sicherheitsforschungsprojekt endet nach fünfjähriger Laufzeit zum 1. Januar 2014. INDECT wurde angeführt von polnischen Wissenschaftlern zweier Universitäten, die dort ihre Erfahrungen aus ähnlichen polnischen Projekten einbrachten. Zu den weiteren Teilnehmern gehörten die deutschen Firmen InnoTec DATA und PSI Transcom sowie die Bergische Universität Wuppertal. Auch das Bundeskriminalamt sollte seine Expertise beisteuern, entschied sich aber für einen Ausstieg. Als anvisierte Endnutzer waren die Polizeibehörden Irlands und Polens an Bord. Wie sehr sich INDECT dem technologischem Überwachungswahn verschreibt, illustriert bestens ein eigens erstelltes Werbevideo"
"Unter dem Titel Intelligentes Informationssystem zur Unterstützung von Überwachung, Suche und Erkennung für die Sicherheit der Bürger im städtischen Raum basteln europäische Polizeien gemeinsam mit Unternehmen und Hochschulen am fünfjährigen Projekt INDECT. Im Konsortium mit Partnern aus 10 Ländern dominieren Firmen mit Überwachungstechnik aus Deutschland und Österreich. INDECT ist eines von 45 Projekten des "Europäischen Sicherheitsforschungsprogramms"."
"Die Kritik am EU-Sicherheitsforschungsprogramm konzentriert sich auf das Projekt INDECT. Zeit, dass sich das ändert. Denn bei Großprojekten wie PERSEUS und Co. geht es nicht nur um Überwachung, sondern auch um die Mobilisierung der Forschung für die europäische Rüstungspolitik"
Im Projekt würden auch Werkzeuge entwickelt, die sensible Informationen vor Missbrauch schützen und die Privatheit der Bürger stärken. Das erklärten Projektverantwortliche nach 22 Monaten auf eine Abgeordnetenanfrage
In Polen, einem der Gastgeber der kommenden Fußball-EM, soll INDECT, das System zur automatischen Erkennung von Gefahren, getestet werden. Für den FDP-Politiker Alexander Alvaro ist diesverfassungswidrig
Für Samstag sind in vielen deutschen Städten, in Österreich, Tschechien und Frankreich Kundgebungen gegen die EU-geförderte Sicherheitsforschung geplant. CSU-Generalsekretärin Dorothee Bär unterstützt das Anliegen.
"Unter dem Motto "Do more with less" wird die polizeiliche Überwachung automatisiert. Der Widerstand dagegen richtet sich jedoch nicht gegen jene, die derartige Systeme bestellen: Betreiber großer Einkaufszentren, Verkehrsbetriebe, die Polizei oder Grenzwächter. Auch die großen Rüstungsfirmen geraten nicht ins Visier kritischer Kampagnen, obwohl die permanente Rasterfahndung ohne deren Produkte nicht denkbar wäre. Stattdessen fokussiert jetzt auch das Kollektiv Anonymous auf das EU-Projekt INDECT"
Wenn man eine neue Weltbeherrschungsgeschichte aus Motiven von Orwells 1984, Dicks Minority Report und Dürrenmatts Die Physiker schreiben wollte, dann käme wohl so etwas raus wie INDECT. INDECT ist das "Intelligente Informationssystem zur Unterstützung von Überwachung, Suche und Erfassung für die Sicherheit von Bürgern in städtischer Umgebung". Und überwacht, gesucht und erfasst werden: Bürger.
Deutsche Datenschützer kritisieren die Pläne der EU, die TK-Überwachung über Landesgrenzen hinweg zu erleichtern. Auch bei anderen Projekten zur Stärkung der inneren Sicherheit mahnen sie zur Vorsicht
"Acta ist erledigt. Doch das Ceta-Abkommen gleicht Acta in Teilen aufs Wort. Aktivisten lenken nun die Aufmerksamkeit darauf und auf andere heikle Pläne"
"Organisatoren der Fußball-EM wollen erstmals ein System einsetzen, das alle Informationen aus Handy-Ortung, Kamera-Überwachung, Social Networks und Polizeidaten verknüpft, um mögliche Straftäter zu identifizieren. Datenschützer sind entsetzt."