dazu, etwas längeres dazu zu schreiben, komme ich wohl in der nächsten zeit nicht mehr, darum jetzt hier in aller kürze:
"Zum anderen frag ich mich so ein bißchen, ob die Einschätzung wirklich stimmt, daß jede/r sich über eine persönliche Färbung von -- auch professionellen -- Internetauftritten freut": das ist m.e. der kern der frage(n), um die es (mir) hier geht: das weiß man eben wirklich nicht und das ist ein problem des übergangs von der alten welt, in er es klar getrennt die sphäre des privaten und die des öffentlichen gab (so klar war die trennung eh nicht, aber als grundvorstellung halt präsent), zur neuen, wo es komplexer wird: da gibt es dann eben mehrere kontexte, in denen ein "ich" dann verschiedene personen ist, die zu verschiedenen leuten sprechen. das ist technisch und kulturell aber noch lang nicht so weit und deshalb gibts schwierigkeiten und verwirrungen, weil nicht immer klar ist, welche person gerade zu wem spricht [ähnlich wie wenn man in einem raum, in dem noch andere leute sind, telefonieren muss: ich hasse das, weil ich da ja streng genommen zu zwei verschiedenen gruppen von leuten sprechen muss, was mich komplett überfordert. so ähnlich fühlt sich für mich vieles im netz derzeit an, weil ich a) zu meinen seit jahren bekannten netz-buddies spreche und b) zu neu ins netz stoßenden, die mich eigentlich nur offline kennen]. und wie die ausgeräumt werden können, ist die große frage, die derzeit wohl nur unter großen peinlichkeitsrisiko experimentell für jede7n einzelne/n geklärt werden kann.
grundsätzlich habe ich da große hoffnungen, dass hier vieles besser wird, weil es das netz wirklich ermöglicht, mehrere/im fluss zu sein. ein bsp: ich schreibe derzeit häufig lebensläufe für verschiedene kleine projektchen etc, die ich aber jedesmal an den kontext anpassen muss, für den sie gedacht sind (lebenslauf für ein twf-projekt ist ein anderer als für eine bewerbung um einen literaturpreis ist wieder ein anderer als für eine veröffentlichung in einem fanzine von einer bekannten etc.). hier wäre doch super, wenn ich in naher zukunft einfach nur schreiben müsste: ich heiße im netz soundso und für diese bewerbung ist der tag xy relevant, filtern sie sich bitte selbst zusammen, was sie über mich wissen müssen. damit würde dann auch gleich viel organisationeller kram wegfallen (zb dass man für jede kompetenz, die man angeblich hat, einen schein vorweisen muss - > das brauchts ja nicht mehr, wenn sofort im netz sichtbar ist, was jemand wie machen kann)
[natürlich lässt sich argumentieren, dass damit dann die benachteiligt würden, denen diese selbstdarstellung/repräsentation im netz halt nicht so liegt (wobei: like it or not, das wird eine zentrale fähigkeit werden, die leute wie wir erlernen sollten), aber so werden's halt die, denen das im "echten leben" nicht so liegt bzw. die mit starren organisationen nicht so können, die einem vorschreiben, nur eine bestimmte person zu sein. ernster würde ich den einwand vom oben verlinkten beitrag im faz-blog nehmen, dass marginale identitäten es durch diese transparenz schwerer haben, als white male heterosexuell white collar worker]
zu "authentisch": so wie ich martin lindner kenne, meint er damit nicht die authentizität, die bewerber/innen bei er casting-tv-show haben sollen ("sei ganz du selbst, aber genau so, wie wir es brauchen, damit du ein guter hintergrund für die produkte in der werbepause bist"), sondern durchaus eine bewusste, hoch artifizielle stringenz im verhalten im netz. das ist ja irgendwie das tolle dran, dass im netz von null auf die chance ist, "sich in die existenz(en) zu schreiben" (david weinberger-matra). und nebenbei ist es ja allen unbenommen, irgendwo geheim/eben nicht unter klarnamen das zeug zu schreiben, das zu den anderen personae eben nicht passt.
ein ziemlich langer text, der sicher konstrovers zu diskutieren wäre (grundthese: privacy ist nicht nur ein privates gut eines individuums, sondern ein gemeinschaftliches, soziales gut; wenn das im web erodiert, hat das folgen für alle) und auf jeden fall ein must-read ist, um hier weiterzudiskutieren: http://journal.webscience.org/294/2/websci10_submission_3.pdf
das "protokoll" der abschluss-präsentationssitzung. viel ist zwar nicht protokolliert aber die links zu den abschluss-projekten sind alle schön versammelt
loblied auf den kindle:
Doch genau jetzt, im September 2010, hat sich der doppelte Quantensprung erst ereignet: Erst mit dem Kindle 3 verschwindet wirklich das technische Drumherum beim Lesen im Hintergrund. Erst jetzt bleiben Buchtexte zugleich digital und flüssig. Und umgekehrt: Erst jetzt ist es wirklich möglich, Texte aus dem Web in den neuen Aggregatzustand verwandeln: typographisch perfektes Licht-Schriftbild, Print ohne Druck.
ein kind des entwicklungstags und der strv: "Alle Vorschläge und Wünsche für Themen, die man in Lehrveranstaltungen an der IVL behandeln könnte, einfach hier eintragen"
vortrag, den ich bei der tagung "perspektiven der literaturvermittlung" halte, in den viel in der lv gemeinsam erarbeitetes wissen hineingeflossen ist (und der umgekehrt vielleicht auch für euch interessant ist). vielen dank.
das literaturhaus bremen schreibt schon seit mehreren jahren ein stipendium für netzliteratur-projekte aus - einige der (imo nicht nur besonders netzspezifischen) projekte bzw. deren dokumentation sind hier zu sehen
dies ist die kollaborativ erstellte dokumentation eines schreib-workshops, den martin lindner in büchsenhausen für die zeitschrift "mole" gehalten hat. zum einen sind das hoffentlich allgemein hilfreiche tipps (irgendwie hat ja alles, was wir machen mit "schreiben" zu tun), zum anderen ein konkretes beispiel wie wikis/piratepads/das netz für solche tasks verwendet werden kann
nur für interessierte: das ist ein spontan losgetretenes projekt, wo ich gemeinsam mit freunden (bzw. allen die es halt interessiert) kollaborativ (literatur)wissenschaftliche grundsatzbegriffe definiere, was (mir) großen spaß und erkenntnisgewinn bringt - ein beispiel für litwiss2.0?
eine abschlussarbeit für ein seminar, die ich selbst mal in blogform geschrieben habe (es geht darin folgerichtig auch um blogs) - einerseits habe ich den entstehungsprozess der arbeit im blog transparant gemacht (mit interessanten rückkopplungen - die autor/innen des untersuchten blogs haben zb reagiert) und andererseits ist die "fertige" arbeit auch in blogform publiziert.
camtasia ist ein prof. screen capture video software, die eine gratis downloadbare testversion hat, mit der immer noch ganz einfach videos erstellt werden können, die einfach alles zeigen, was während der aufnahme am bildschirm war. mit so einer software wurde auch das berühmte web2.0-video von wesch erstellt.
dokumentation der dokumentation einer konferenz zur zukunft des buches (1. viele inhaltlich interessante weiterführende links; 2. auch (in etwa*) so ließe sich imho ein forschungsprojekt präsentieren)
(*es müssten halt noch längere, erläuternde kommentare dazu und irgendwie eine durchdachte struktur zum ausdruck gebracht werden, aber wenn das erfüllt wäre, wäre wohl auch eine umfangreiche, kommentiere und strukturierte linksammlung eine adäquate präsentationsform der forschungsergebnisse - oder spricht etwas dagegen?)
text, pop, media, systemtheorie
"If you want to know all about me just look at the surface: of my books, LPs and movies, and there i am. There's nothing behind it."
"Zum anderen frag ich mich so ein bißchen, ob die Einschätzung wirklich stimmt, daß jede/r sich über eine persönliche Färbung von -- auch professionellen -- Internetauftritten freut": das ist m.e. der kern der frage(n), um die es (mir) hier geht: das weiß man eben wirklich nicht und das ist ein problem des übergangs von der alten welt, in er es klar getrennt die sphäre des privaten und die des öffentlichen gab (so klar war die trennung eh nicht, aber als grundvorstellung halt präsent), zur neuen, wo es komplexer wird: da gibt es dann eben mehrere kontexte, in denen ein "ich" dann verschiedene personen ist, die zu verschiedenen leuten sprechen. das ist technisch und kulturell aber noch lang nicht so weit und deshalb gibts schwierigkeiten und verwirrungen, weil nicht immer klar ist, welche person gerade zu wem spricht [ähnlich wie wenn man in einem raum, in dem noch andere leute sind, telefonieren muss: ich hasse das, weil ich da ja streng genommen zu zwei verschiedenen gruppen von leuten sprechen muss, was mich komplett überfordert. so ähnlich fühlt sich für mich vieles im netz derzeit an, weil ich a) zu meinen seit jahren bekannten netz-buddies spreche und b) zu neu ins netz stoßenden, die mich eigentlich nur offline kennen]. und wie die ausgeräumt werden können, ist die große frage, die derzeit wohl nur unter großen peinlichkeitsrisiko experimentell für jede7n einzelne/n geklärt werden kann.
grundsätzlich habe ich da große hoffnungen, dass hier vieles besser wird, weil es das netz wirklich ermöglicht, mehrere/im fluss zu sein. ein bsp: ich schreibe derzeit häufig lebensläufe für verschiedene kleine projektchen etc, die ich aber jedesmal an den kontext anpassen muss, für den sie gedacht sind (lebenslauf für ein twf-projekt ist ein anderer als für eine bewerbung um einen literaturpreis ist wieder ein anderer als für eine veröffentlichung in einem fanzine von einer bekannten etc.). hier wäre doch super, wenn ich in naher zukunft einfach nur schreiben müsste: ich heiße im netz soundso und für diese bewerbung ist der tag xy relevant, filtern sie sich bitte selbst zusammen, was sie über mich wissen müssen. damit würde dann auch gleich viel organisationeller kram wegfallen (zb dass man für jede kompetenz, die man angeblich hat, einen schein vorweisen muss - > das brauchts ja nicht mehr, wenn sofort im netz sichtbar ist, was jemand wie machen kann)
[natürlich lässt sich argumentieren, dass damit dann die benachteiligt würden, denen diese selbstdarstellung/repräsentation im netz halt nicht so liegt (wobei: like it or not, das wird eine zentrale fähigkeit werden, die leute wie wir erlernen sollten), aber so werden's halt die, denen das im "echten leben" nicht so liegt bzw. die mit starren organisationen nicht so können, die einem vorschreiben, nur eine bestimmte person zu sein. ernster würde ich den einwand vom oben verlinkten beitrag im faz-blog nehmen, dass marginale identitäten es durch diese transparenz schwerer haben, als white male heterosexuell white collar worker]
zu "authentisch": so wie ich martin lindner kenne, meint er damit nicht die authentizität, die bewerber/innen bei er casting-tv-show haben sollen ("sei ganz du selbst, aber genau so, wie wir es brauchen, damit du ein guter hintergrund für die produkte in der werbepause bist"), sondern durchaus eine bewusste, hoch artifizielle stringenz im verhalten im netz. das ist ja irgendwie das tolle dran, dass im netz von null auf die chance ist, "sich in die existenz(en) zu schreiben" (david weinberger-matra). und nebenbei ist es ja allen unbenommen, irgendwo geheim/eben nicht unter klarnamen das zeug zu schreiben, das zu den anderen personae eben nicht passt.