Die Vielfalt der
vorgebrachten Meinungen kann als Reichtum wahrgenommen werden; aber es ist auch
möglich, sich in einen Raum von Informationen zu verschließen, die nur unseren
Erwartungen und Vorstellungen oder auch bestimmten politischen oder
wirtschaftlichen Interessen entsprechen. Die kommunikative Umwelt kann uns
behilflich sein zu reifen oder, im Gegenteil, die Orientierung zu verlieren. Der
Wunsch nach digitaler Vernetztheit kann am Ende dazu führen, dass wir uns von
unserem Nächsten absondern, von dem, der uns ganz nahe ist ist. Ganz zu
schweigen davon, dass derjenige, der aus unterschiedlichen Gründen keinen Zugang
zu den social media hat, Gefahr läuft, ausgeschlossen zu sein.
Diese Grenzen sind real, sie sind aber keine Rechtfertigung dafür, die social
media abzulehnen; sie erinnern uns eher daran, dass die Kommunikation
letztlich mehr eine menschliche als eine technologische Errungenschaft ist. Was
also hilft uns in der digitalen Umwelt, an Humanität und gegenseitigem Verstehen
zu wachsen? Ein Beispiel: Wir müssen einen gewissen Sinn für Langsamkeit und
Ruhe wiedergewinnen. Das verlangt die Zeit und die Fähigkeit, Stille zu
schaffen, um zuzuhören. Wir brauchen auch Geduld, wenn wir denjenigen verstehen
wollen, der anders ist als wir: Der Mensch bringt sich selbst vollständig zum
Ausdruck nicht dann, wenn er einfach toleriert wird, sondern wenn er weiß, dass
er wirklich angenommen ist. Wenn wir wirklich den anderen zuhören möchten, dann
werden wir lernen, die Welt mit anderen Augen zu sehen, dann werden wir die
Erfahrung der Menschen, wie sie sich in den verschiedenen Kulturen und
Traditionen zeigt, schätzen lernen. Aber wir werden auch die großen Werte besser
zu schätzen wissen, die vom Christentum inspiriert sind, zum Beispiel die Sicht
des Menschen als Person, die Ehe und die Familie, die Unterscheidung zwischen
religiöser und politischer Sphäre, die Prinzipien von Solidarität und
Subsidiarität und anderes mehr.