Dietrich Dörner über Computerspiele: Verdummungsthese ist Unsinn - 0 views
-
WELT ONLINE: Hat die Forschung, etwa in ihrem Fach Psychologie, Negatives über Spielen herausgefunden? Dörner: Im Moment findet sie viel Positives heraus. Es ist eher so, dass Menschen mit komplexen Spiele auch sehr viel Lernen können. Die These des amerikanischen Autors Steven Johnson ist, das Spiele uns intelligenter machen. Die übliche These, dass wir beim Spielen verdummen, ist Unsinn. Spiele können in uns Fähigkeiten wecken, die auch im normalen Leben helfen. Die typische Experimentalforschung, die in der Psychologie dominiert, ist hier gar nicht geeignet. Die setzen jemanden 15 Minuten vor ein Spiel und messen, ob es danach gewalttätiger wird – das ist lächerlich und kindisch. Man müsste viel länger beobachten, müsste die Familie mit ansehen und mit den Spielern reden.
-
Das reine operieren mit visuellen Bilden fordert Bestimmtes nicht: Etwa, dass ich mich aktiv Vorstellungswelten aufbaue, was das Lesen etwa fordert. WELT ONLINE: Also ist Spielen doch problematisch? Dörner: Ja, wenn man nur spielt. Aber das tut ja niemand. Die Intensivspieler, die ich kenne, lesen auch. Sie wissen alle, Lesen ist etwas anderes und fördert andere Dinge. Beim Spielen ist alles so fürchterlich konkret. Beim Lesen kann man viel mehr selbst gestalten. Das bleibt alles nebeneinander bestehen. Die wenigen, die nur spielen, und gar nicht lesen, die haben auch früher nicht gelesen.
-
Ich spiele gern Medieval 2 Total War, wo es um Schlachten des Mittelalters geht. Das mag ich, obwohl es moralisch höchst bedenklich ist. Denn Sie können nicht nur Kriegsszenen spielen, sondern auch den gegnerischen Feldherrn durch einen Attentäter ermorden lassen oder ihm eine hübsche Prinzessin auf den Hals schicken und ähnliches. Das ist bedenklich – aber Schach ist dann auch bedenklich, es hat ja auch den Königsmord zum Gegenstand.
- ...5 more annotations...