Tatsächlich ist das Thema ausgesprochen kontrovers: Sehen die einen den Islam als Religion der Toleranz schlechthin, kritisieren andere den Fanatismus der Muslime, die die Ungläubigen "mit Feuer und Schwert" bekämpften und Nicht-Muslime bestenfalls als "Bürger zweiter Klasse" zu tolerieren bereit seien. Beide Seiten argumentieren mit der Schrift, beide verweisen auf die Geschichte: "Goldene Mythen" erzählen von Zeiten friedvollen Zusammenlebens und hoher kultureller Blüte im umayyadischen Spanien (al-Andalus), fatimidischen Ägypten oder dem Bagdad der 1920er Jahre. "Schwarze Mythen" verweisen auf die Zerstörung hinduistischer Tempel in Indien, blutige Zusammenstöße in Nigeria, religiöse Repression in Saudi-Arabien und nicht zuletzt die Anschläge von Al Qaida und ihrem radikal-islamischen Umfeld. In deren Schatten steht mittlerweile fast alles, was zum Islam gesagt und geschrieben wird.
Laschet nannte den geplanten Religionsunterricht einen Zwischenschritt auf dem Weg zu einem bekenntnisorientierten Islamunterricht. Bei der bisher erprobten Islamkunde lege der Staat die Inhalte fest. „Davon wollen wir qualitativ weg." Die Religionsgemeinschaft selbst solle in einem bekenntnisorientierten Unterricht die Inhalte festlegen. Rechtliche Voraussetzung dafür ist aber eine anerkannte islamische Religionsgemeinschaft. Einen solchen zentralen Ansprechpartner gibt es bislang nicht.
Eine Ausnahme sind die als Religionsgemeinschaft anerkannten Aleviten. NRW wolle nun auch die Islam-Dachverbände als Kooperationspartner akzeptieren, sagte Laschet. Von ihnen fühle sich zwar nur jeder vierte Muslim vertreten, sie nähmen aber für die religiöse Identität ihrer Mitglieder wesentliche Funktionen wahr. Eine liberale Vertretung, wie sie offenbar viele Muslime wünschten, müsse sich erst gründen. Reden will die Landesregierung mit den vier Dachverbänden Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (DITIB), Verband der Islamischen Kulturzentren (VIKZ), Islamrat und Zentralrat der Muslime.